Ein Bilderabend nicht nur zum Schauen
Geschichte. Gäste aus dem Erzgebirge auf Spurensuche. Heimatverein Buchloe geht neue Wege.
Von Herbert Sedlmair
Mit freundlicher Genehmigung der Buchloer Zeitung
(Ausgabe vom 30. März 2019)
Zu einem Bilder Abend hatte der Heimatverein Buchloe nach Waal eingeladen. Der Saal im Deutschen Haus war voll besetzt mit älteren Mitbürgern. Ihr Wissen aus früheren Zeiten war nämlich gefragt. Denn in der Drechslerei- und Schreinereifirma Heinz in Waal wurden 300 unbeschriftete Fotos gefunden, darunter 60 Glasplatten-Negative aus der Zeit von 1910 bis 1925. Herbert Wintersohl, der Vorsitzende des Heimatvereines, und Hildegard Heinz, die letzte Firmeninhaberin, hatten aus dem Fundus sechzig Fotos ausgewählt, die an diesem Abend mittels Laptop und Beamer vorgestellt wurden. Die Personen auf den Fotos wurden mit Nummern versehen, damit sie besser benannt werden konnten.
Als die ersten Bilder aus der Zeit von 1920 gezeigt wurden, war es noch relativ still im Wirtshaussaal. Als aber Fotos von 1940 oder 1950 kamen, begannen lebhafte Diskussionen und Erzählungen über die Personen, den Ort und den Grund der jeweiligen Aufnahme. So gab es Bilder von Kegel- und Sport-, Kindergarten- und Badegruppen, von Hochzeiten und von Faschingsumzügen, von Theateraufführungen und von den Passionsspielen 1938/1940. Besonders interessant waren Aufnahmen von der Schreinerei Heinz: Arbeiter, die die Winterhilfswerk-Abzeichen herstellen und polieren, Frauen, die Holzteller bemalen und Fotos von Mitarbeitergruppen.
Erzgebirgler als Ehrengäste
Insbesondere wegen dieser Werkstattfotos waren vier Ehrengäste aus Grünhainichen im Erzgebirge nach Waal gekommen. Claudia Baer, Inhaberin der Firma Wendt & Kühn, mit ihrer Tochter und ihrer Mutter Helga Wendt. Zusammen mit der Firmenarchivarin Marlis Rokitta gingen sie auf historische Spurensuche. Grete Wendt, die Firmengründerin hat bereits 1911 dem Waaler Gebhardt Heinz einen Auftrag gegeben zum Drechseln von Holzfiguren, von „lichtertragenden Engeln“. Als ihr Bruder und Firmenmitinhaber Johannes Wendt 1946 von der russischen Besatzungsmacht verschleppt wurde und in einem Internierungslager verstorben war, suchte sie einen sicheren Ort für ihren jungen Neffen Hans Wendt.
So kam dieser 1946 zu „Meister Heinz“ nach Waal. Er machte dort eine Drechslerlehre und in Rosenheim ein Ingenieursstudium. 1954 ging er in die DDR zurück und übernahm 1956 die Leitung der Firma. Diese stellte damals schon die weltbekannten „Grünhainichener Engelchen“ und Spieldosen aus Holz her. Heute hat die Firma Wendt&Kühn 180 Mitarbeiter.
Da Hans Wendt viel von seiner Jugendzeit in Waal erzählte, es aber bisher kein einziges Foto aus dieser Zeit gibt, machten sich die drei Wendt-Generationen auf den Weg nach Waal, und die Firmenarchivarin muss den ganzen Fundus von den 300 Fotos durchforsten.
Wiederholung möglich
Am Ende des Zweistündigen Bilderabends waren dank des engagierten Waaler Publikums sechzig Bilder bearbeitet. Veranstalter und Besucher waren sehr zufrieden, es gab auch Stimmen, die künftig ähnliche Abende wünschten. Heimatvereinsvorsitzender Herbert Wintersohl war jedenfalls angetan von der Veranstaltung: „Ich bin mit dem Erfolg des Abends mehr als zufrieden. Nachdem die meisten von uns viele ältere unbeschriftete Fotos haben, bin ich gerne bereit, mit der medialen Ausrüstung wie Laptop, Beamer und Leinwand des Heimatvereins in Buchloe und Umgebung ähnliche Bilderabende zu veranstalten.“