Vortrag-Archäologie

4000 Jahre alte Gegenstände endeten beim Kupferschmied

Vortrag: Archäologie in und um Buchloe im Heimatmuseum

Zum letzten Vortrag im Jahr 2023 konnte der Heimatverein nicht nur Buchloer, sondern auch Besucher aus Kempten im Schrannenboden des Heimatmuseums begrüßen. Jörg Müller, Kreisheimatpfleger für Bodendenkmalpflege, sprach in seinem 2. archäologischen Vortrag zum Thema „Bodendenkmäler in und um Buchloe“ über die ersten Siedlungsspuren im Landkreis Ostallgäu. Schwerpunkt bildete dabei das Gebiet der heutigen Verwaltungsgemeinschaft Buchloe.

Obwohl jeder archäologische Fund für die Forschung von Interesse ist, muss man zwischen einem Fund, der oft als Einzelfund gemacht wurde und einem Befund unterscheiden. Während einzelne Funde lediglich Gegenstände sind, die aus der Vergangenheit stammen, liefern Befunde weitere Informationen, die dazu beitragen, die Bedeutung dieses Fundes zu verstehen. „Die Pfeilspitze aus der Steinzeit, die beispielsweise als Überbleibsel eines verschossenen Pfeiles auf einer Wiese gefunden wurde, ist ein (Einzel) Fund. Die Pfeilspitze, die in der Schulter von Ötzi entdeckt wurde, ist Teil eines Befundes“, machte Müller die Unterschiede deutlich. Auch in Buchloe gibt es Funde und Befunde. Müller zeigte eine ca. 5.000 Jahre alte Steinaxt, die dem Heimatmuseum Buchloe überlassen wurde. Diese Steinaxt wurde 1975 von einem Bauarbeiter auf einer Baustelle in der Schrannenstraße wieder mit einem Stiel versehen und für Arbeiten benutzt, was Absplitterungen am Stein zeigen. Leider ist es heute nicht mehr möglich, Näheres über den Kontext, sprich den Fundzusammenhang zu erfahren. Wo wurde die Steinaxt genau gefunden? Stammt sie von dieser Baustelle oder wurde sie hierher mitgebracht? Gibt es weitere Siedlungsspuren? Das gleiche Problem gibt es mit dem bisher ältesten aus Buchloe bekannten Fund.

Bild 1: Das 1975 in der Schrannenstraße gefundene ca. 5000 Jahre alte, fast 20 cm lange Steinbeil. Am rechten Rand erkennt man die Abplatzungen. 

Ältester Fund von 1857

Um 1857 entdeckte eine Buchloer Bäuerin „beim Graben einer Grube im Moor“, wie es in der Fundmeldung heißt, einen Hortfund. Jemand hatte vor ca. 4000 Jahren, in der Bronzezeit, mehrere Gegenstände vergraben oder versenkt. Teile dieses Fundes brachte die Frau zum Einschmelzen dem örtlichen Kupferschmied, andere Teile erwarb der Fürst von Thurn und Taxis. Davon gelangten 18 Stücke in das Römische Museum in Augsburg.

Bei beiden Funden lässt sich heute nicht mehr sagen, wo genau sie lagen. Dieser fehlende Kontext ist aber für die historische Einordnung und Auswertung ganz wichtig, um aus einem Fund einen Befund zu machen. Deshalb sollte man Funde sofort melden und Ausgrabungen den Fachleuten überlassen. Nur so lassen sich Fundschichten ermitteln oder ein Siedlungsplatz lokalisieren. So geschehen in Beckstetten. Hier liegt das Bodendenkmal mit den ältesten Funden der Verwaltungsgemeinschaft Buchloe. Schon vor ca. 10.000 Jahren, in der Mittelsteinzeit, gab es südwestlich von Beckstetten einen „Siedlungsplatz“, der von den damals noch nomadisierenden Jägern und Sammlern zeitweise genutzt wurde. „Oft wird erst über mehrere Funde, die teilweise über Jahrzehnte gemacht werden, erkennbar, was sich in der Vergangenheit auf einzelnen Flächen zugetragen hat.“, so Müller.

Sensationsfund in Jengen

Zum Schluss seines Vortrages kam Müller noch einmal auf die bronzezeitlichen Funde von 1857 zu sprechen, schlug eine Brücke nach Jengen und beendete seinen Vortrag mit den Worten: „In Jengen wurde in den letzten Jahren mitten im Ort ein bronzezeitliches Gräberfeld freigelegt mit sehr spannenden Funden. Darüber möchte ich in meinem nächsten Vortrag hier im Schrannenboden berichten.“ 

Überall können sie auf Geschichte treffen. Gehen sie mit offenen Augen spazieren und melden sie ihre Funde, bevor sie sie selbst verwenden.“ Mit diesen Worten verabschiedete der Vorsitzende des Heimatvereines, Herbert Wintersohl, die Besucher nach zwei interessanten Stunden.

Bild 2: Der Referent Jörg Müller bei seinem Vortrag im Schrannenboden des Heimatvereins.

Fotos: Herbert Wintersohl.