Buchvorstellung Alfred Platschka

Von einem weit gereisten Römer

Alfred Platschka referiert im Heimatmuseum über Claudius Paternus Clementianus

Mit freundlicher Genehmigung der Buchloer Zeitung, von Lucia Buch

05. November 2024

Das Allgäu ist – ebenso wie das angrenzende Oberbayern bis nach (Nieder-)Österreich/Ungarn – Römerland. Kein Wunder also, dass auch in der nahe gelegenen Region zwischen Kempten und Lech immer wieder Relikte der bis ins dritte Jahrhundert andauernden römischen Besiedlung ausgegraben werden.

Der aus Klagenfurt stammende, ehemalige Berufssoldat und spätere Vertriebler Alfred Platschka nutzt seit 2020 seinen Ruhestand, um seinem seit jungen Jahren bestehenden Interesse für (römische) Geschichte und besonders auch Archäologie intensiv nachzugehen.

Neben seiner Tätigkeit als Stadtführer in und um Landsberg am Lech war Platschka immer wieder in Epfach, dem römischen „Abodiacum“ an der Via Claudia Augusta. Dort kam er – unter anderem wegen Funden auf dem dortigen Lorenzberg – mit dem aus Epfach stammenden Sohn eines Römers und einer keltischen Mutter geborenen Offiziers, Claudius Paternus Clementianus (65 bis circa 135 nach Christus), in Berührung. Dieser war später ein hochrangiger Steuerbeamter und kaiserlicher Prokurator. Platschka verfasste eine Biographie über einen Mann aus der Provinz. Das Buch ist halb fiktiv und halb historisch – anhand von Artefakten, Inschriften oder römischen Akten – und in der Ich-Form geschrieben. Diesem Mann gelang es, unter den Kaisern Trajan und Hadrian eine beeindruckende Karriere zu machen. Claudius Paternus kam viel herum im gesamten Mittelmeerraum – zu einer Zeit, als das Imperium Romanum seine größte Ausbreitung hatte. Dieser Weg führte von Epfach über Augusta Vindelicorum (Augsburg), Castra Regina (Regensburg), ins heutige Ungarn sowie nach Wien und Klagenfurt (römisch: Virunum, außerhalb der heutigen Stadt gelegen und daher nicht überbaut, sondern unter Ackerland gelegen) weiter über Sardinien, Karthago (heute Tunesien) nach Caesarea in Judäa (heute Israel). Sein letztes Jahrzehnt genoss er laut Platschka in Epfach (Abodiacum) seinen Ruhestand.

Im Dachgeschoss des Heimatmuseums in Buchloe schaffte es Alfred Platschka, sein Publikum mit einem knapp anderthalbstündigen (Beamer-)Vortrag zu faszinieren. Er berichtete von den zahlreichen Fundstücken, die die Existenz von Claudius Paternus bezeugen.

Dieser musste ein wertschätzendes Verhältnis zu seiner keltischen Mutter gehabt haben. Ein erhaltener Weihestein erzählt davon. Außerdem war er ein Mann, der offenbar während seiner Laufbahn auch die späteren Kaiser persönlich kennengelernt hatte.

Grund dafür war, dass die römischen Beamten und Militärs alle drei bis vier Jahre ihren Stationierungsort wechseln mussten, denn die Caesaren fürchteten – nicht grundlos – allzu gut ausgebaute persönliche Netzwerke ihrer Militärs und hohen Verwaltungsfachleuten, die ihnen gefährlich werden konnten.

Ein packender Vortrag, der zeigte, wie sich die damaligen, fernen Lebenswelten vermutlich darstellten. Platschka zeigte mittels Bild-, Foto- und Kartenmaterial zudem zeitgleich, was sich alles anhand archäologischer Ausgrabungen und Forschungen alles nachweisen lässt.

Wem das alles zu schnell ging, kann es nochmals in dem sorgfältig recherchierten und mit entsprechenden Quellenverweisen ausgestatteten Roman „Claudius Paternus Clementianus – eine römische Karriere“ (Berlin 2023, ISBN 9791220136020) nachlesen.

Außerdem kann der Leser so den Betrachtungen Platschkas, der die Römerzeit mit unserer Gegenwart vergleicht, gedanklich nachspüren.