Erwin Bier – Buchloer Bahnhof
BZ-Artikel_Vortrag_Erwin Bier_11.11.25
„Was fällt dir ein, zu spät zu kommen?“

Erwin Bier zeigt beim Heimatverein Buchloe alte Bilder vom Buchloer Bahnhof
Buchloe. Auf überwältigendes Interesse stieß der Bildervortrag von Erwin Bier, zu dem der Heimatverein Buchloe ins Kolpinghaus eingeladen hatte. Mit zahlreichen historischen Aufnahmen nahm Bier sein Publikum mit auf eine lebendige Zeitreise durch die Geschichte des Buchloer Bahnhofs – gewürzt mit persönlichen Erinnerungen, Anekdoten und einer guten Portion Humor.
Besonders beeindruckten die Fotografien des mechanischen Stellwerks. Die Weichen wurden damals über lange Seilzüge gestellt, die teils bis zu 600 Meter weit reichten. Trotz der wuchtigen Hebel war dafür jede Menge Muskelkraft nötig. „Wer im Stellwerk arbeitete, brauchte kein Fitnessstudio – aber eine warme Hose“, fasste Bier schmunzelnd zusammen. Denn warm wurde es im Stellwerk selten: Die durch den Boden laufenden Seilzüge ließen die Kälte herein, und selbst ein „Kanonenofen“ konnte den großen Raum im Winter nur mäßig erwärmen. Auch die Toilette im Erdgeschoss – ohne Heizung und ohne Wasserspülung – gehörte zu den weniger komfortablen Seiten des früheren Bahnalltags. Viele ältere Zuhörer nickten bei diesen Schilderungen zustimmend.
Zu den humorvollsten Momenten des Abends zählten Biers Erinnerungen an seine ersten Tage als Bahnhofsvorsteher in Beckstetten – obwohl er damals noch in der Ausbildung steckte. Nach einer kurzen Einweisung von 9 bis 15 Uhr fuhr er fortan täglich mit dem Fahrrad von Buchloe nach Beckstetten. „Im Winter, wenn viel Schnee lag, habe ich das Rad um drei Uhr in der Früh oft nur geschoben. Da hätte ich mir das Fahrrad eigentlich sparen können“, bemerkte er trocken. Als er wegen der widrigen Verhältnisse einmal zu spät kam, hieß es sofort: „Was fällt dir ein, zu spät zu kommen?“ – worauf Bier lachend anfügte: „Bei der Bahn kam man damals nicht zu spät.“
Für Überraschung sorgte schließlich der Hinweis, dass es bereits in den 1960er Jahren einen elektrisch betriebenen Treibwagen gab, der bis zu 350 km ohne Aufladen zurücklegen konnte. Sie fuhren z. B. auf der Strecke Augsburg – Buchloe – Füssen. „Und nachts wurden sie aufgeladen – das funktionierte völlig problemlos“, berichtete Bier.
Der kurzweilige Vortrag ließ das Publikum immer wieder schmunzeln und staunen. Viele Besucher erinnerten sich selbst noch gut an die geschilderten Zeiten. Kein Wunder, dass man sich am Ende gerne noch mehr Geschichten gewünscht hätte – Geschichten, die eindrucksvoll zeigten, wie sehr sich der Bahnalltag gewandelt hat und wie viel Humor zwischen den Gleisen steckte.
